2018-03-26
Heute fahren wir als erstes zum Palastgarten. Weil wir früher dran sind, ist weniger los, aber die Absperrungen sind noch da. Es werden sogar noch mehr aufgebaut. Wir stellen uns an, dann merken wir, dass noch gar kein Einlass ist. Wir wissen ja immer noch nicht, was eigentlich los ist, also beschließen wir nur bis halb zehn zu warten. Ab kurz vor halb zehn kommt Licht ins Dunkle. Wir erfahren in lockerer Folge folgende Dinge:
Erstens: Die sonst für Publikum gesperrte Inui-Straße ist seit gestern für eine Woche begehbar. Sie ist näher am Palast, daher die Aufregung.
Zweitens: Einlass beginnt um halb zehn. Mit umfangreicher Sicherheitskontrolle.
Drittens: Ein Leatherman, wie sie es bei モキ in der Tasche finden, wird als gefährliche Waffe eingestuft.
Wir finden uns umringt von 20 (!) Polizisten wieder, große Aufregung. Sie vermessen das Tool, nehmen Personalien auf, und so weiter. Wenige können englisch. Einer erklärt uns (sehr freundlich natürlich), dass das japanische Waffengesetz sehr streng und das hier eine ernste Sache sei. Und wozu wir es benutzen würden. Ich sage "zum Brote schmieren", weil mir "Kartoffeln schälen, verstehst Du mich" zu spät enfällt (nicht, dass ich mich getraut hätte). Nach einer Weile umwickeln sie das Messer mit grünem Klebeband, und raten mir (!) es nicht in der Tasche, sondern im Rucksack zu tragen. Wir können passieren.
Gespannt betreten wir die Straße. Sie ist so belanglos, dass wir beim besten Willen nicht wissen, was die Aufregung soll. Wie biegen ab, in den Garten. Der ist ganz OK, vielleicht sind wir nach fünf Wochen Garten-Marathon etwas abgestumpft.
Wir gehen zum Teehaus, wo man laut Reiseführer nett Tee trinken kann.
Alles zu. Dieser Reiseführer ey.
Wir machen uns auf nach Shinjuku. Die Dänen haben uns empfohlen von einem der Zwillingstürme des Rathauses vom 45. Stock auf die Stadt zu schauen. Wir erfahren, dass heute wegen Wartungsarbeiten nur eine der Aussichtsetagen geöffnet ist; die Schlange ist entsprechend lang. Also füttern wir erstmal ノナ und uns. Danach hat die Touristenschlange die Grenze von "ui, ist die lang" zu "ihr habt doch nicht alle Rollen am Koffer" überschritten. Wir passen.
Jetzt sind wir aber super raffiniert. Wir fahren nach Shiboya. Erstens ist da die Statue von Hachikō (und die kann ja wohl nicht geschlossen sein – ist sie auch nicht). Und zweitens ist da eine Kreuzung, die berühmt ist für die Menschenmassen, die da über die Straße rennen (und die kann ja nicht zu voll sein – ist sie auch nicht). Der Plan geht auf. Nur einen Platz im Café mit Sicht auf die Kreuzung bekommen wir nicht. Da hätten wir wahrscheinlich im letzten Jahrtausend reservieren müssen. Aber vom Bahnhof aus kann man auch ganz gut sehen.
Dann fahren wir zum Hotel zurück. Wir holen unser Gepäck und fahren mit dem Express zum Flughafen – unser Flug geht morgen früh und wir wollen keine Überraschungen erleben. Wir bekommen ein Zimmer mit Blick auf die Ausläufer des Rollfeldes. Es ist verblüffender Weise absolut ruhig.
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